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    Mod 5 -Kapitel 1

    Kapitel 1 – Die sprachliche Kommunikation mit dem hörgeschädigten Kind in der Gruppe – Wie verstehen wir uns am besten?

    Lernziel

    In diesem Kapitel erfahren Sie anschaulich und mit vielen Beispielen, wie die Kommunikation mit dem hörgeschädigten Kind erfolgreich verlaufen kann. Wie und worüber soll ich mit dem Kind sprechen und wie kann ich das Kind zum Sprechen anregen? Da sich dieses Lernprogramm auf Kinder von 0-3 Jahren bezieht, finden Sie entsprechende Anregungen zur Kommunikation mit hörgeschädigten Kindern, die sich in der ersten Hör- und Spracherwerbsphase befinden.

    1. Wie soll ich mit dem hörgeschädigten Kind sprechen?

    • Nehmen Sie in der Gruppe mit dem Kind über Blickkontakt und/oder Ansprache mit dem Namen Kontakt auf, wenn Sie mit ihm sprechen wollen. Das Kind weiß so, dass es gemeint ist, und kann Ihnen konzentriert zuhören. Wenn Sie das Kind plötzlich berühren, um es aufmerksam zu machen, kann sich das Kind erschrecken, wenn es nicht gesehen hat, dass Sie sich ihm genähert haben. Außerdem soll es lernen, andere Kinder auch anzusprechen, wenn es etwas von ihnen will, und nicht einfach auf deren Arm oder die Schulter klopfen.
    • Sprechen Sie in normaler Lautstärke – nicht zu leise und nicht zu laut. Für die Verstärkung sind die technischen Hörhilfen zuständig. Außerdem verändern sich Ihre Mimik und die Aussprache, wenn sie lauter mit dem Kind sprechen.
    • Sprechen Sie nicht zu schnell und auch nicht zu langsam. Beim verlangsamten Sprechen verändern sich die Sprachmelodie, die Betonung und der Sprechrhythmus. Diese Anteile der Sprache nennt man “Prosodie”. Aus der Prosodie können hörgeschädigte, wie auch normal hörende Kinder, viel Inhalt entnehmen, wie z. B. ob es sich um ein Lob handelt, einen sachlichen Kommentar, eine Bestätigung oder eine ungeduldige Anmerkung. Daher ist eine natürliche Prosodie sehr wichtig. Außerdem geben wir dem Kind damit ein natürliches Sprechvorbild und fördern so auch eine natürliche Sprechweise beim Kind selbst.
    • Sprechen Sie deutlich, vermeiden Sie aber übertriebene Mundbewegungen. Dies macht das Absehen der Sprache vom Mund schwieriger, weil die Bewegungen dadurch verzerrt werden. Außerdem leidet die natürliche Sprachmelodie darunter.
    • Sprechen Sie lebendig, das heißt melodisch und mit Betonung wichtiger Begriffe. Dies geschieht durch Lautstärkekontraste, wie z.B. “Das kannst Du ja schon ganz alleine!” oder auch durch Vokaldehnungen, wie z. B. beim Guck-Guck-Spiel mit einem 12 Monate alten Kind: “Wooo ist der Moritz? Daaa ist der Moritz!
    • Wiederholen Sie die wichtigsten Inhaltspunkte, so wie Sie es natürlicherweise mit jüngeren Kindern machen, wie z.B.:„Schau mal, Anna möchte auch mal schaukeln. Lässt Du sie auch mal schaukeln?” Diese Wiederholungen sind in der ersten Spracherwerbsphase sehr wichtig, da ein hörgeschädigtes Kind Wörter häufiger hören muss, um den Sinn verstehen zu lernen. Hat das Kind aber bereits ein gutes Sprachverständnis erreicht und benötigt die Wiederholungen nicht mehr unbedingt, muss darauf geachtet werden diese wieder zu reduzieren. Das Kind soll ja lernen in der Regel auf einmalige Ansprache zu reagieren und den Inhalt zu verstehen. Wenn es aber gewohnt ist, dass immer alles mehrfach gesagt wird, wird seine Höraufmerksamkeit für Sprache eher abnehmen.
    • Hörgeschädigte Kinder müssen oft aus einzelnen Teilen, die sie verstanden haben, den Sinn einer Aussage kombinieren. Bieten Sie zu wichtigen Aussagen den Inhalt mit verschiedenen Begriffen an: So ist es schwerer zu verstehen, wenn Sie sagen: „Max komm bitte mit“, als wenn Sie sagen: „Max, komm bitte mit, wir gehen nach draußen in den Garten. Wir wollen doch noch Kastanien sammeln.“ Beim zweiten Beispiel kann Max aus mehreren Wörtern entnehmen, was gleich passieren wird. Falls er das Wort „draußen“ nicht gehört oder verstanden hat, kann er aus den Wörtern „Garten“ und „Kastanien“ trotzdem noch den Inhalt kombinieren.
    • Verwenden Sie eine lebendige Mimik und Gestik. Eine natürliche Körpersprache macht die Kommunikation natürlich, lebendig und unterstützt das, was sie inhaltlich durch die Sprache vermitteln wollen.
    • Sprechen Sie in Ihrem Dialekt, wenn dies der Dialekt der Region ist. Nur ein fremder Dialekt, der in der Gruppe sonst nicht gesprochen wird, wäre für ein schwerhöriges Kind irritierend.

    2. Worüber soll ich mit dem hörgeschädigten Kind sprechen?

    • Gehen Sie auf das Thema des Kindes ein. Das kann beim Baby ein freudiges Strampeln, später ein Zeigen auf einen Gegenstand oder Sprache sein, wie z.B. die Frage des Kindes, das die ersten 2-Wortverbindungen anwendet: „Bär aua?“. Hinterfragen Sie immer wieder kritisch: Sprechen Sie wirklich über ein gemeinsames Thema? Es kann passieren, dass Sie sich mit dem gleichen Gegenstand beschäftigen, trotzdem aber nicht über das gleiche Thema sprechen. Beobachtet ein Kind fasziniert die Kugeln auf der Kugelbahn, wie sie ganz alleine und schnell weiterrollen und in die nächste Schiene plumpsen, und Sie sagen: „Schau mal, da kommt die rote Kugel, die ist rot!“, dann spielen sie mit dem gleichen Gegenstand, haben  aber kein gemeinsames Thema: Sie sprechen über die Farbe der Kugel, das Kind interessiert sich aber dafür, dass die Kugeln schnell rollen. Sie können natürlich versuchen, das Kind für ein anderes Thema oder einen anderen Aspekt des Spiels zu begeistern; wenn es darauf aber nicht eingeht, sollten Sie zu seinem Thema zurückkehren.
    • Sagen Sie dem Kind nicht, wie die Gegenstände heißen, sondern sprechen sie mit dem Kind über die Gegenstände. Nicht: „Schau mal, das sind die Gummistiefel. Diese Schuhe heißen Gummistiefel.“ sondern „Oh je, deine Gummistiefel sind aber ganz schön schmutzig.“ oder “Hast Du neue Gummistiefel? Die sind aber schön blau.” Die Eigenschaften von Gegenständen, Tieren und Menschen sind viel interessanter als allein deren Namen. Am Tiger ist z. B. spannend, dass er scharfe Zähne hat, beißen und sehr schnell laufen kann. An einer Tasse kann interessant sein, dass sie vielleicht heiß ist, beim Runterfallen zerbrechen kann, schmutzig ist und in die Spülmaschine muss, oder dass der geliebte Puh-Bär darauf abgebildet ist.
    • Wiederholen Sie die Aussage des Kindes. Nicht wie das Kind etwas sagt, ist von Bedeutung, sondern was es sagt. Zeigen Sie, dass Sie das Kind verstanden haben, indem Sie die Äußerung wiederholen. Kind: „Schau apu!“ Erwachsener: „Der Stift ist kaputt? Oh, der ist abgebrochen. Komm, wir holen einen Spitzer.“ So fühlt sich das Kind verstanden und es hört die korrekte Aussprache, Grammatik und Wortwahl ohne, dass es direkt korrigiert wird und das Gefühl bekommt, dass es etwas falsch gemacht hat.
    • Achten Sie darauf, die Sprache nicht zu sehr zu vereinfachen. Wenn Sie dem Kind im Sprachniveau nicht immer ein wenig voraus sind, kann es sich nicht weiterentwickeln. Es kann z. B. „Gummistiefel“ nur lernen, wenn Sie nicht immer nur „Schuhe“ sagen oder „ausschalten“ nur, wenn Sie nicht immer nur „ausmachen“ sagen.
    • Es ist wichtig, dass Sie viel mit dem hörgeschädigten Kind sprechen. Beachten Sie aber immer die Aufnahmebereitschaft des Kindes. Ist das Kind z. B. gerade müde, von zu vielen Reizen überfordert, gerade in eine Handlung vertieft? Schon Kinder, die nur wenige Wochen alt sind, zeigen deutlich, ob sie kommunikationsbereit sind oder nicht. Es hat keinen Sinn, das Kind mit Sprache zu überschütten. Die Höraufmerksamkeit des Kindes wird dadurch schlechter anstatt besser. Zuhören und selbst Sprechen muss interessant sein und für das Kind sinnvoll.

    3. Wie kann ich das Kind zum Sprechen, zur aktiven Sprache anregen?

    Locken Sie die Sprache des Kindes, aber fordern Sie diese nicht! Anleitungen wie “Sie dürfen dem Kind nur geben, was es möchte, wenn es den Gegenstand auch versucht zu benennen!” sind nicht hilfreich. Wenn ein Kind nur zeigt und dazu lautiert, fällt es ihm noch sehr schwer, sich sprachlich genauer zu äußern. Sprechen, sich mitteilen und verstanden zu werden, ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Wenn ein Kind dazu in der Lage ist, wendet es seine Sprachkompetenz auch an. Sprache erzwingen zu wollen, führt in der Regel zu einem Rückzug des Kindes oder einem Machtkampf zwischen den Interaktionspartnern: So kann z. B. ein Kind die Aufforderung “Sag: Bitte ein Eis!” nicht umsetzen, bekommt nicht, was es will und fängt an zu schreien. Sie können sich vorstellen, wie die Situation sich weiterentwickelt.
    Sie können aber mit einfachen Mitteln im alltäglichen Miteinander beim Kind Sprache locken, ohne diese zu fordern:

    • Warten Sie ab, machen Sie Pausen, damit das Kind überhaupt Zeit hat, seine Gedanken zu entwickeln und etwas zu sagen. In einem natürlichen Dialog, wechseln sich Sprecher und Zuhörer ab. Wenn Sie eine Pause machen, ist das ein Signal an das Kind, dass es jetzt die Rolle des Sprechers übernehmen kann. So können Sie z. B. nach dem Umblättern eines Bilderbuches erst einmal abwarten, ob das Kind auf der neuen Seite etwas zeigt oder sprachlich kommentiert.
    • Natürliche Sprachanlässe ergeben sich oft, wenn etwas nicht so, wie erwartet verläuft. Verzögern Sie z. B. Handlungen die das Kind erwartet, ab und zu kurz. Wenn etwas nicht so verläuft, wie das Kind es sich erwartet hat, wird es fragend Blickkontakt aufnehmen und vielleicht auch etwas sagen. Wenn Sie z. B. einen Ball hin und her rollen und kurz abwarten, wenn Sie den Ball haben, wird das Kind aufmerksam und sagt vielleicht “Mein Ball!“. Wenn alles, wie erwartet verläuft, ist Sprache meistens nicht nötig – es ergeben sich keine natürlichen Sprachanlässe. Erfolgt dagegen eine erwartete Handlung nicht, ist eine Person oder ein Gegenstand nicht da und muss gesucht werden, ist etwas kaputt gegangen, benötigt das Kind Hilfe, kann es etwas nicht erreichen, was es haben möchte usw., dann ist Kommunikation wirklich notwendig. So darf man nicht erwarten, dass das Kind seine Trinkflasche ohne Anlass benennt. Soll diese aber eingepackt werden und das Kind sieht sich suchend um, ist ein natürlicher Sprachanlass gegeben und es wird vielleicht sagen “Flasche?“.
    • Die ersten eigenen Wörter sind oft mit starken Emotionen verbunden: Die Mama ist gerade aus dem Blickfeld verschwunden, das Kind ist beunruhigt und ruft „Mama!“. Ein Auto ist unter das Sofa gerollt und das Kind kann es alleine nicht herausholen, ärgert sich und ruft die Oma zur Hilfe: „Oma Auto!“. Eine Kiste oder Schachtel ist wider Erwarten leer und das Kind sagt nach dem Öffnen erstaunt: „leer“ oder „weg“. Ein Kind spielt am Lichtschalter und freut sich über den Effekt und kommentiert begeistert: „Aus!“. Ein Bär wird mit einem Pflaster verarztet und das Kind erklärt mit ernster Mimik: „Bär aua“. Das Kind wird ernst darauf hingewiesen, dass die Kerzenflamme heiß ist und das Kind wiederholt beeindruckt: „Heiß!“.
    • Stellen Sie Fragen, z. B. beim Bilderbuch ansehen: „Wer hat sich denn da versteckt?“ oder “Ich bin gespannt, was der Tiger gleich macht, was glaubst du?“, Vermeiden Sie aber, das Kind abzufragen „Wie heißt der?“, „Was macht der?“. Kinder merken schon sehr früh, ob man echte Fragen stellt oder nur prüft, ob das Kind eine bestimmte Antwort weiß.
      • Stellen Sie Alternativfragen. Wenn das Kind z.B. auf den Tisch zeigt und „äää!“  oder „trinken“ sagt, können Sie fragen: „Was möchtest Du trinken? Tee oder Saft?“. Auch wenn Sie schon wissen, was das Kind in der Regel haben möchte, ist das eine gute Gelegenheit, dem Kind die passenden Wörter anzubieten („trinken, Tee, Saft …“). So hat es diese erneut gehört und wird sie sicher auch bald selbst benutzen. Auch wenn das Kind noch nicht gezielt antwortet, erneut zeigt oder nur mit „ja“ reagiert, ist es schon sinnvoll, durch die Alternativfrage ein Modell für eine mögliche Antwort zu geben. Da dieses Modell in der ersten Phase des Spracherwerbs eine Hilfe ist, die Antwort aber auch inhaltlich vorgibt und dadurch einschränkt, ist es wichtig die Alternativfragen später auch wieder zu reduzieren.
      • Ist das Kind schon weiter, dann stellen Sie offene Fragen: „Was möchtest Du trinken?“. Nach einem Zoobesuch ist die Frage „Welche Tiere hast Du gesehen“ deutlich begrenzender als die Frage „Welches Tier hat Dir am besten gefallen?“. Bei der ersten Frage ergibt sich eher eine Aufzählung, bei der zweiten eher ein Gespräch und das Kind teilt mir etwas mit, was ich wirklich noch nicht weiß und was mich interessiert.
    • Kommentieren Sie eigene Handlungen und Handlungen des Kindes. Wenn Sie z. B. gemeinsam im Sandkasten sind: “Du gräbst aber ein tiefes Loch. Da musst Du ganz schön viel schaufeln. Ich geh mal kurz zur Lisa Sandkuchen kaufen.” Wenn das Kind im Bilderbuch auf ein Kind zeigt, das in eine Pfütze springt: “Die hat aber Spaß! Platsch, Platsch! Ich glaube die Hose von dem Mädchen wird ganz schön nass. Springst Du auch gerne in Pfützen?” So hört das Kind in der Situation die passenden Wörter und Sätze und wird zu eigenen Äußerungen angeregt.
    • Verwenden Sie im Spiel und beim Bilderbuch ansehen oder Geschichten erzählen die direkte Rede. Dabei bieten Sie mit verstellter Stimme neue Hörerfahrungen. Die Maus spricht vielleicht mit hoher Stimme und schnell, der Bär mit tiefer Stimme und langsam. Diese Beiträge machen das Spiel und das Bilderbuch-Ansehen lebendig und regen das Kind zur spontanen Nachahmung an. So sagt die Maus im Bilderbuch z.B. zu ihren 14 Mäusekindern “Gute Nacht, Schlaft gut!” oder der Bär warnt ein anderes Tier und sagt “Pass auf!“. Auch Tierstimmen, wie “muh, wau-wau” usw. sind direkte Rede und regen zum Imitieren an. Sie sollten letztere aber nicht zu sehr überbetonen.
    • Lieder, Verse, Fingerspiele und Singspiele sind eine gute Möglichkeit, Sprache zu fördern. Es ist auf natürliche Weise die Wiederholung enthalten. Kleinkinder lieben die Wiederholung von Bekanntem. Der Wortschatz wird erweitert, das Sprachgefühl gefördert, z. B. durch Reime; das Gedächtnis für Sprache, Melodien und Bewegungsabläufe wird angeregt und vieles mehr. Besonders Verse und Lieder mit Schlusseffekten sind bei Babys und Kleinkindern beliebt. Sie warten dann sehr aufmerksam und gespannt auf den Schluss und sind dabei auch sehr höraufmerksam bis das Stichwort kommt: „Macht der Reiter – plumps!“, „Engelchen, Engelchen – flieg!
    • Wenn das Kind noch wenig spricht, können Sie Sprache auch locken, indem Sie das Kind einen Vers, eine Liedzeile oder einen Satz ergänzen lassen: „Alle Vöglein sind schon“ – „da“, „Weißt Du noch wer morgen kommt? Morgen kommt der?“ – „Nikolaus“, „Erzähl dem Papa, was war heute bei uns im Garten? Ein ganz kleines?“ – „Katzenbaby“. “Was brauchen wir zum Tisch decken? Löffel, Teller und?” – “Becher.”
    • Begriffe entwickeln sich durch Begreifen. Hörgeschädigte Kinder lernen nicht mit Bildkarten Wortbedeutungen. Auch der aktive (gesprochene Wortschatz) entwickelt sich zu Beginn nicht durch Bilder sondern in konkreten Alltags- und Spielsituationen. Kinder lernen durch immer neue Erfahrungen im Alltag und Spiel, durch Begreifen, Tasten, Festhalten, Sehen, Klettern, Laufen, Hüpfen usw. und durch die Sprache, die sie dazu hören. Geben Sie dem Kind viele Möglichkeiten, sich zu bewegen, und viele Erfahrungen mit seiner Umgebung zu machen. Ein Baustellenbuch ersetzt nicht die Erfahrungen, die das Kind mit allen Sinnen macht, wenn Sie einmal die Arbeiten auf einer Baustelle gemeinsam beobachten und das Kind im Sandkasten mit anderen Kindern Baustelle spielt. Bücher sind zu Beginn eine wertvolle Ergänzung zu konkret erlebten Situationen; später erfahren Kinder dann aus Büchern natürlich auch neue Inhalte.

    Auch wenn das Kind gute Fortschritte im Hören und in der Sprachentwicklung macht, darf nicht vergessen werden, dass das Hören und damit der ganze Alltag für das Kind anstrengender ist als für ein normal hörendes Kind. Sie werden es daher immer wieder erleben, dass das Kind nicht auf Ansprache reagiert. Haben Sie Geduld, warten Sie zunächst ab und wiederholen Sie dann freundlich, was Sie gesagt haben. Wenn das Kind daraufhin noch nicht reagiert kann auch eine Umformulierung hilfreich sein: Sie sagen z.B. „Kim, möchtest Du mir Tisch decken helfen?“ Wenn das Kind auch nach der Wiederholung nicht reagiert, könnten Sie z. B. sagen: „Möchtest Du die Teller und Löffel holen und zum Tisch bringen?“ Schimpfen Sie das Kind nicht, wenn es nicht zuhört oder reagiert. Hören muss für das Kind etwas Positives und Lohnendes sein. Es gibt immer wieder Tage oder Phasen, in denen die Höraufmerksamkeit schlechter oder besser ist und es kann viele Ursachen haben, warum ein hörgeschädigtes Kind mal nicht reagiert (natürlich muss sicher gestellt sein, dass die Hörgeräte und Cochlea-Implantate funktionieren): Es ist in eine Handlung vertieft, es ist müde, es ist gedanklich abgelenkt, es versteht den Inhalt Ihrer Wörter noch nicht, es ist gerade laut in der Umgebung, oder es hat einfach gerade keine Lust zuzuhören, wie jedes normal hörende Kind auch. Außerdem hören Kinder, die mit Hörgeräten versorgt sind, bei Erkältungen oft zeitweise schlechter, da zu der Innenohrhörstörung noch ein Mittelohrproblem (Schalleitungsschwerhörigkeit) dazukommt.

    Wenn Sie sich auf das hörgeschädigte Kind einlassen, sich und dem Kind Zeit geben, sich gegenseitig kennen zulernen und versuchen mit ihm ins Gespräch zu kommen, auch wenn es sich noch am Anfang seiner Hör- und Sprachentwicklung befindet, werden Sie erleben, dass die Interaktion auch mit diesem Kind erfolgreich verlaufen kann.

     


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